Gewaltplakat

Verfasst von Udo Kegelmann am

Notruf bei sexualisierter Gewalt

Frauen-Solidarität gegen sexualisierte Gewalt
– Besuch des „Notruf bei sexualisierter Gewalt des SkF Bamberg e.V.“ in der NKI11 –

Es ist kaum zu fassen, aber die traurige Statistik spricht für sich (Quelle: Bundesfamilienministerium https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/frauen-vor-gewalt-schuetzen/haeusliche-gewalt):

„Gewalt beginnt nicht erst mit Schlägen. Auch Bedrohungen, Beschimpfungen, Belästigungen und Kontrolle durch den Partner oder die Partnerin sind Formen von Gewalt. Sie kann Menschen aller sozialen Schichten und jeden Alters treffen: Zuhause, in der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz oder online. Betroffen von sogenannter Partnerschaftsgewalt sind vor allem Frauen, aber auch Männer.
In Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt; etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder durch ihren früheren Partner.
Mädchen und Frauen mit Behinderung erleben je nach Gewaltform zwei bis dreimal häufiger Gewalt als der Bevölkerungsdurchschnitt. Fast die Hälfte hat sexuelle Gewalt in Kindheit, Jugend oder im Erwachsenenalter erlebt. Sie erfahren fast doppelt so häufig körperliche Gewalt wie Frauen ohne Behinderungen und etwa 70 Prozent bis 90 Prozent der Frauen mit Behinderungen haben bereits psychische Gewalt im Erwachsenenleben erfahren.“

Und es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer noch wesentlich höher liegt.

Das bedeutet auch, dass man wohl davon ausgehen muss, dass in jedem Klassenzimmer ein bis zwei Schüler:innen bereits Missbrauchserfahrungen erlebt haben.

Um dagegen ein Zeichen zu setzen und sich darüber zu informieren, wie man sich als Frau (und Mann) gegen sexualisierte Gewalt wappnen kann, dazu konnten die beiden Sozialpädagoginnen der SKF, Frau Ruppert und Frau Schubert in der NKl11 einen dreistündigen Workshop anbieten.

Das Thema hat uns sehr bewegt und auf der Grundlage eines ersten Fragebogens mit Fallbeispielen aus dem Alltag, wurden die Schülerinnen zunächst dafür sensibilisiert, wann es zu persönlichen Grenzverletzungen kommen kann. Dass es hier durchaus zu unterschiedlichen roten Linien kommen kann führte zu regen Diskussionen. Andrerseits wurden aber auch die klaren rechtlichen Grundlagen und Konsequenzen vorgestellt, insbesondere die §§ 176 StGB ff.

Schnell wurde auch klar, dass die häufigsten Missbrauchsfälle im engsten familiären Kreis, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz stattfinden. Dass die Täter dabei nicht spontan handeln, sondern planvoll und strategisch, erfuhren wir an Hand der verschiedenen Phasen ihres kriminellen und perfiden Vorgehens. Dabei wurde aber auch deutlich, dass es einen hundertprozentigen Schutz nicht geben kann.  Umso mehr sind wir alle aufgerufen, unserer Verantwortung bewusst zu werden, dass ein Wegsehen moralisch unvertretbar ist. Gerade wenn die Betroffenen selbst aus verschiedenen Gründen sich nicht in der Lage sehen, sich gegen die ständigen Angriffe zur Wehr zu setzen, dann ist unsere Solidarität mit dem Opfer gefragt, um Hilfen anzubieten.

Frau Ruppert und Frau Schubert haben dabei mehrfach auf die vielfältigen niederschwelligen Hilfs- und Beratungsangebote der SKF hingewiesen. Allen voran die anonyme Online-Beratung, auf deren Grundlage weitere professionelle Schritte besprochen werden. Ganz nach der Maxime „Niemand hat das Recht, Macht über deine Gefühle zu haben“ wurde deutlich, dass ein „Nein“ eben auch ein „Nein“ bedeutet.

Zum Ende konnten die Sozialpädagoginnen noch ein spannendes Projekt vorstellen, das in den kommenden Wochen auch in Bamberg Einzug finden soll. Die bundesweite Initiative „Ist Luisa hier?“ gilt als Hilferuf in Bars, Clubs und Kneipen. Äußerst eine Frau diesen Satz gegenüber den Barkeepern oder Mitarbeitern, dann werden sofort Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Mehr dazu unter: https://luisa-ist-hier.de/

In der Schlussrunde wurde deutlich, wie wichtig dieser Workshop für die Schülerinnen war, nicht nur auf Grund der vielen Informationen, sondern auch für ein neues Bewusstsein und Selbstbewusstsein bei diesem schwierigen Thema.

Dr. Udo Kegelmann