Besuch in Schönbrunn

Verfasst von Udo Kegelmann am

Erasmus+ Kooperation mit der „Graphischen“ in Wien

Schüler gestalten ein nachhaltiges Medienprojekt für den gemeinnützigen Verein „Lichtblickhof e.V.“

Im Rahmen der Erasmus+ Auslandspraktika konnten wir in diesem Jahr eine sehr spannende und lehrreiche Kooperation mit der „Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt“ in Wien (kurz „Die Graphische“) durchführen. Im Zeitraum vom 4. bis zum 18. März 2023 sollten die Schüler:innen der beiden 11. Klassen der Ausbildungsrichtung Mediengestalter eine Gestaltungsaufgabe mit einem realen Projektpartner in Wien realisieren. Begleitet und angeleitet wurden sie dabei in den beiden Wochen wechselweise von den Lehrkräften Dr. Kegelmann, Herrn Ecker und Herrn Gruber. Auf Seiten der Wiener Schule unterstützte uns dabei Franz König, der unter anderem die Druckwerkstätten in der Graphischen leitet. Seine Idee war es auch, ein Medienprojekt für den gemeinnützigen Verein „Lichtblickhof e.V.“ (https://lichtblickhof.at) zu realisieren.

Der Lichtblickhof ist ein Lebensort für Kinder mit schweren und lebensverkürzenden Erkrankungen, Behinderungen oder traumatischen Erfahrungen. Das Besondere an dieser Einrichtung ist, dass speziell ausgebildete Therapiepferde und -tiere den Kindern und ihren Familien eine Begleitung in schweren Tagen ermöglichen. Das ganze Team des Lichtblickhofs schafft es in den Therapien „Momente der Freude und Leichtigkeit zu schaffen, zur Ruhe zu kommen, Lichtblicke zu erleben, Zuversicht und Zusammenhalt zu spüren und Kraft für die noch zu bewältigenden Aufgaben zu sammeln“ (Zitate aus der Website des Lichtblickhofs).

Insofern war es für unsere Mediengruppe eine besondere Ehre und Herausforderung zugleich, für den Lichtblickhof eine Vereinszeitung als Imagebroschüre zu gestalten. Auf der Basis eines Besuchs vor Ort und dem Briefing mit dem Projektpartner mussten die Schülerteams zunächst die notwendigen gestalterischen und technischen Vorgaben festlegen. Ausgehend von den gestalterischen Vorgaben erstellten sie verschiedene Entwürfe und mussten sich anschließend im Team, unter Berücksichtigung von Briefing und Zielgruppe, für eine Gestaltungsvariante entscheiden. Insgesamt entstanden auf diese Weise in den zwei Praktikumswochen vier Zeitschriften sowie ein Imagefilm. Die verschiedenen Entwürfe wurden am Ende des Praktikums der Leitung des Lichtblickhofs vorgestellt, die so von den Designs und den Präsentationen begeistert war, dass sich spontan die Idee bildete, alle Entwürfe drucken zu lassen. 

Durch die großzügige Unterstützung der Graphischen, insbesondere durch das besondere Engagement der Lehrkräfte Franz König und Günter Molzert, hatten wir die Möglichkeit, im Rahmen dieses Projekts den gesamten Workflow einer Druckproduktion praktisch zu durchlaufen; das heißt von der Idee zum Entwurf, von der Aufnahme und Bearbeitung der nötigen Medien- und Ausgabe-Dateien bis hin zur Umsetzung im Digitaldruck.

Das gesamte Praktikumsprogramm war sehr vielfältig. Neben den projektbezogenen Arbeiten wie das Fotoshooting auf dem Reiterhof und dem angeschlossenen Wohnheim sowie den Layout- und Druckproduktionen an der Graphischen sollte auch das kulturelle Angebot der Stadt Wien selbstverständlich nicht zu kurz kommen. Die Kollegin Petra Zdarsky hatte für uns ein ganzes Kulturpaket geschnürt. So konnten wir eine Stadtführung genießen, um einen ersten Einblick in diese außergewöhnliche Stadt zu erhalten. Auch der Besuch des weltberühmten Wiener Praters durfte natürlich nicht fehlen. Die Geschichte des Jugendstils und der Sezession hatten es uns besonders angetan, sowie die Möglichkeit, die berühmten Museen (u.a. die Albertina) und deren aktuelle Ausstellungen zu besuchen. 

Frau Zdarsky ermöglichte uns auch einen Besuch und eine Führung durch das Kaiserschloss Schönbrunn mit vielen Einblicken in das damalige Leben und Wirken von Kaiser Franz und Kaiserin Sissi. Im anliegenden Schlosscafe genossen wir eine besondere Attraktion – eine Apfelstrudelshow. Im lockeren Ton zeigte uns der Hofkonditor die Zubereitung des originalen Strudelrezepts. Eine ausführliche Kostprobe des Gebäcks durfte dabei selbstverständlich nicht fehlen. Am Ende konnten wir noch zwei große Strudel mitnehmen, die uns noch bis zum Ende des Praktikums als besondere Leckerei den Aufenthalt in der Jugendherberge versüßen sollten.

Ein besonderes kulturelles Highlight war schließlich noch der Besuch der Generalprobe von der „Hochzeit des Figaro“ in der Wiener Staatsoper. Dieser Auftritt war ein echter Genuss für alle – nicht nur für reine Opernfans. 

Deshalb wird dieses Auslandspraktikum allen teilnehmenden Schüler:innen und Lehrkräften noch lange in Erinnerung bleiben. Denn neben den schulisch-inhaltlichen Aufgaben und den kulturellen Highlights war es uns als „Werte-Berufsschule“ ein besonderes Anliegen, dass sich unsere jungen Auszubildenden auch mit den ethischen Fragen einer Einrichtung wie dem Lichtblickhof beschäftigten. Die intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit den Zielen des Vereins „Lichtblickhof“ sowie die Begegnungen mit den Familien und Therapeuten der erkrankten Kinder und Jugendlichen warfen die Teilnehmer:innen auf grundlegende Fragen des Lebens zurück, unter anderem wie man im Leben Sinn finden kann, über Theodizee und den eigenen Standpunkt zum Thema „Sterben und Tod“. 

Dazu passen auch diese Schülerzitate:

„Was mir für immer im Gedächtnis bleiben wird, ist die Arbeit auf dem Lichtblickhof und die Kinder, mit denen wir Zeit verbringen durften. Die Arbeit, die die Therapeuten dort leisten, ist einfach überwältigend und hat mich mega begeistert. Ich glaube, das hat uns alle mitgenommen :)“

„Ich fand es sehr spannend zu sehen, wie das eigene Magazin gedruckt wird und dass wir auch einmal selbst die Maschine bedienen durften. Woran ich mich vermutlich auch sehr lange erinnern werde, sind die lustigen Mistkübel-Sprüche, die in der ganzen schönen Stadt verteilt sind. Die waren echt urwitzig! :)“

„Die ganzen zwei Wochen sind an sich eigentlich die Erinnerung wert. Ich kann gar nicht nennen, welches Erlebnis mir am meisten in Erinnerung bleibt, die Graphische und das Projekt an sich sind da aber an oberster Stelle. Die Lehrer waren locker und hilfsbereit, man hat sich direkt aufgehoben gefühlt und nicht als fremde Schüler. Die Therapeuten vom Lichtblickhof waren auch direkt kooperativ und zuvorkommend, haben uns herzlichst willkommen geheißen, als wir verwirrt vor dem Eingangstor standen. 😀 Die Vorführung des Drucks am letzten Tag war ein großes Highlight, fast schon Magie es live zu sehen, wie aus nur 4 Farben ein buntes Cover entstanden ist! Dass die Wiener unfreundlich sein sollen, hatte ich in den zwei Wochen kaum gemerkt, ganz im Gegenteil, die Personen, mit denen ich zu tun hatte, waren sehr freundlich. Und wenn jemand eher scheu in der Kommunikation war, kennt man das als Hofer schon. Und die Strudelshow war auch super unterhaltsam, jetzt vor allem so als zertifizierte Strudelbäckerin. (Jenny R)“

Über diese kleine Bildergalerie können Sie sich die von den Schüler:innen erstellten Arbeiten näher ansehen:

Und dieses Video spiegelt die engagierte Arbeit des gesamten Teams wider:

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Weitere Informationen

Wir bedanken uns an dieser Stelle für die hervorragende Unterstützung und Begleitung durch das Team der Graphischen in Wien, allen voran dem Schulleiter Herrn Kurt Kölli und seinen Kolleg:innen Franz König, Günter Molzar und Petra Zdarsky.

Dr. Udo Kegelmann, Christian Ecker, Michael Gruber